Neben dem körperlichen Schiff als solches ist dessen Dokumentation ein wichtiger Bestandteil für den Erhalt. Erst wenn man die Geschichte kennt, die Besonderheiten bewertet und den Vergleich nicht scheut, kennt man den wirklichen Wert des Objektes. Dafür bedarf es neben dem fachspezifischen Grundwissen einer objektbezogenen Recherche. Archive, Akten, Dokumente, Fotos, Tagebücher und natürlich Zeitzeugen geben Auskunft über die Vergangenheit der Schiffe. Oft eine mühselige und langwierige Arbeit.
Alle diese Informationen und Fakten dann zu einer allgemein verständlichen und anschaulichen Dokumentation zusammenzufassen, ist die zweite Herausforderung. Das Interesse an solchen Dokumentationen ist bei den Betreibern nicht immer gegeben, zumal sich das Engagement vornehmlich auf den Substanzerhalt und Betrieb des Schiffes konzentriert. Dagegen wächst das Interesse auf behördlicher Seite, vornehmlich bei den Denkmalschutzämtern. Im Folgenden werden einige Dokumentationen vorgestellt.
Dampfeisbrecher STETTIN - Die WSA Akte
Zum 75. Jubiläum des Eisbrechers STETTIN erschien mein sehr umfangreiches Buch zu diesem besonderen Schiff. Dem vorhergegangen war eine äußerst tiefgreifende Recherche. Leider erst Jahre danach stieß ich in dem Keller des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) Hamburg, dem Reeder des Schiffes von 1950 bis 1981, auf die längst vergessene Akte: Originale, Kopien, Durchschläge, Abschriften, beglaubigt, abgestempelt, mehrfache Ausführungen. Insgesamt eine mustergültige Behördenakte aus dem Analogzeitalter, in der der gesamte behördeninterne Vorgang zu diesem Schiff dokumentiert ist. Ich habe die Akten entstaubt, gesichtet und ausgewertet und auf 20 Seiten in vier Kapiteln unterhaltsam niedergeschrieben. Der „Dampf-Eisbrecher STETTIN e.V.“ veröffentlichte 2016 einen Sonderdruck für seine Vereinsmitglieder, Freunde und Förderer.
Dampfschiffs-Neubauten in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg
Nach Kriegsende war der Schiffbau in Deutschland auf Beschluss der Siegermächte zunächst gänzlich verboten. Da für die Versorgung der Bevölkerung jedoch dringend Schiffstonnage benötigt wurde, kam es schnell zu einer Änderung. Gemäß des Potsdamer Abkommens wurden Fisch- und Frachtdampfer erlaubt, jedoch in der Stückzahl limitiert und den Abmessungen und Technik begrenzt. Kuriose Vorgabe: Als Antrieb waren nur Kolbendampfmaschinen mit Kohlefeuerung erlaubt. Diese Beschränkungen wurden nach und nach gelockert und 1951 schließlich aufgehoben. In den Jahren 1948 bis 1963 wurden auf 24 deutschen Werften insgesamt noch 278 Schiffe mit klassischem Kolbendampfmaschinen- Antrieb mit gesamt rund 343.000 BRT erbaut, davon 51 in der DDR. Es waren 137 Fischdampfer, 57 Frachtdampfer und 14 Spezialschiffe auf deutsche Rechnung und 70 Schiffe für den Export. Diese Datenbank mitsamt zahlreich hinterlegten Dokumenten habe ich im Laufe der Jahre aus Eigeninteresse erstellt. Eine Verwertung oder Veröffentlichung dieses hoch interessanten Themas gab es bislang leider nicht.
Eine Bildergalerie zum Thema Dampfschiffs-Neubauten in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg siehe unter Archiv Dampfschiffs- Nachkriegsneubauten.
Denkmalpflegerisches Gutachten Fahrgastmotorschiff STADT KIEL
1994 wurde als drittes Schiff das 1934 erbaute Motorschiff STADT KIEL als ein bewegliches Denkmal in die Liste der Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein eingetragen. Anlässlich des 85. Schiffsjubiläums veröffentliche das Landesamt für Denkmalpflege 2019 in der Schriftenreihe Mitteilungen zur Denkmalpflege nach meinem Gutachten über den Salondampfer ALEXANDRA und den Raddampfer KAISER WILHELM nun auch eines über das Fahrgastmotorschiff STADT KIEL, so dass dieses hochwertige Trio vollständig dokumentiert ist. Die STADT Kiel mit entsprechender Namensgebung war früher das Flaggschiff und ist heute das Denkmal der Kieler Fördeschifffahrt. Das Augenmerk gilt folglich der langen von Höhen und Tiefen gezeichneten Historie dieses Schiffes. Des Weiteren wird der Bauzustand mit all seinen Umbauten detailliert dokumentiert und der Wert dieses Denkmals analysiert.
Denkmalpflegerisches Gutachten Raddampfer KAISER WILHELM
1993 wurde der Raddampfer KAISER WILHELM mit dem Heimathafen Lauenburg in die Denkmalliste des Landes Schleswig- Holstein eingetragen. Ein wenig zwiespältig war das seinerzeit schon, schließlich ist das Schiff erst seit 1970 in diesem Bundesland beheimatet (zuvor in Hameln/ Niedersachsen). Der Denkmalwert dieses fast vollständig im Original erhaltenen Raddampfers ist jedoch unstrittig. Doch die Bausubstanz war mittlerweile nach über 110 Betriebsjahren dringend sanierungsbedürftig. 2014 erhielt der Verein zur Förderung des Lauenburger Elbschiffahrtsmuseums beachtliche Fördergelder aus dem Denkmalschutzsonderprogramm. Auf der Hitzler Werft wurden umfangreiche Schiffbauarbeiten an dem Rumpf und den Radkästen ausgeführt. Für das Landesamt für Denkmalpflege Anlass, mich analog zu dem ALEXANDRA- Gutachten für ein umfangreiches denkmalpflegerisches Gutachten zu beauftragen, in dem zusätzlich zu der Historie und Technik des Schiffes auch die aktuellen Sanierungsmaßnahmen dokumentiert werden.
Denkmalpflegerisches Gutachten zum Salondampfer AEXANDRA
Der Flensburger Fördedampfer ALEXANDRA wurde 1990 als erstes fahrtüchtiges Schiff in die Denkmalliste des Landes Schleswig- Holstein eingetragen. Dafür musste vorab ein juristisches Detail gelöst werden: Die in dem Denkmalschutzgesetz „genehmigungspflichtige Ortsveränderung“ soll ein Abriss von Gebäuden verhindern. Bei einem fahrenden Schiff ist es gerade der Sinn, das Denkmal zu bewegen. Die Ortsgebundenheit wurde mit dem Heimathafen Flensburg festgeschrieben. Im Jahr 2000 veröffentliche das Landesamt für Denkmalpflege das von mir verfasste Gutachten. Stark bebildert werden auf 94 Seiten der Lebenslauf, die Baubeschreibung, das Erscheinungsbild, die Originalität und die schiffbaulichen Detailbeschreibungen unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten dokumentiert.